Die Geschichte von Haslach | Seite 3 von 16 | |
1441 wurden diese Rechte der "armen Leut" bestätigt und der Abt darauf hingewiesen, daß er diese zu beachten habe. Erneute Unruhen flackerten acht Jahre später auf, als die Haslacher sich zusammen mit anderen Bauern des Roter Klosterberzirks wegen der ihnen auferlegten, unverhältnismäßig hohen Strafen und Abgaben beschwerten. 1447 bestätigte Kaiser Friedrich III. jedoch auf Bitten des Abtes die Erhöhung der Strafen und Bußgelder. Dagegen brach nun ein Aufstand aus. Der Abt fühlte sich so bedroht, daß er mit den Wertsachen des Klosters ins "Roter Haus" nach Memmingen floh. Nachdem der Versuch fehlgeschlagen war, den Streit durch einen Schiedsspruch in Ulm zu entscheiden, wurden die Rädelsführer des Aufstandes 1453 wegen ihres Sturmes auf das Kloster durch das Gericht der Reichslandvogtei in Schwaben auf drei Jahre aus dem Roter Gebiet verbannt. 1456 erfolgte dann die Schlichtung des Streits. In einem Vertrag wurde festgelegt, daß die Güter Erblehen bleiben, dem Kloster aber aus der Hinterlassenschaft eines Lehensmannes "Haupt und Fall" zusteht. Das bedeutet, daß beim Tod des Hofbesitzers das beste Stück Vieh und das beste Kleid - in der Regel war dies der Hochzeitsanzug- und beim Tod der Bäuerin eine Kuh oder das beste Kleid an das Kloster abzugeben war. Die Lehensleute waren "Eigenleute", leibeigen. Sie durften jedoch eine bestimmte Anzahl Schweine auf ihren Äckern halten und diese mit Eicheln mästen. Die Strafgewalt des Abtes aber wurde auch in diesem Vertrag erneut bestätigt.
Die nächsten Jahrzehnte waren in Europa geprägt von Hexenglauben und von neuen religiösen Ideen, die durch die Verweltlichung der Kirche hervorgerufen wurden und Unruhe unter dem "gmeinen Volk" auslösten. Papst Innocenz VIII. bestätigte 1484 die Rechtmäßigkeit der Hexenverfolgungen, und im Jahre 1489 erschien der "Malleus Maleficarum" (Hexenhammer), eine Anweisung für Hexenrichter. In Rom kümmerten sich die Päpste und Kardinäle vor allem um ihre eigenen Interessen. Sie führten Kriege und standen dabei oft selbst an der Spitze ihrer Heere. Die ausschweifende Hofhaltung der Kirchenfürsten und die Errichtung prachtvoller Kirchenbauten verschlangen riesige Summen. Auch viele einfache Geistliche vernachlässigten ihre Aufgaben. Häufig waren sie nur unzureichend ausgebildet. Die Bischöfe waren in aller Regel adlig; sie kümmerten sich wenig um ihre geistlichen Aufgaben, sondern sahen vielmehr die Bequemlichkeiten, die ihnen die Einkünfte dieses Amtes ermöglichten. Häufig hatten sie ihre Ämter für hohe Geldsummen erkauft. Trotz dieser Mißstände waren die Menschen dieser Zeit tief religiös. Die Heiligenverehrung nahm zu , neue Prozessionen und Wallfahrten wurden durchgeführt. Auch der Wunder- und Aberglaube breitete sich aus. Mit Reliquien und Ablässen wurde ein schwunghafter Handel betrieben.
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